![Gaswerk Simmering kurz vor der Fertigstellung. Links: Teil des Ofenhauses, Mitte: Wasserturm und ein Gasbehälter.]()
Im 19. Jahrhundert versorgten private Gesellschaften die Stadt mit Gas. Im Zuge der Kommunalisierungspolitik wurde die Errichtung eines städtischen Großgaswerks im Bereich Simmeringer Haide / Erdberger Mais beschlossen. Die Bauleitung oblag Franz Kapaun, Tausende Bauarbeiter waren im Einsatz. 1899 nahm das Gaswerk Wien-Simmering seinen Betrieb auf.
Ein 300 Meter langes Ofenhaus, der Wasserturm, Werkstätten, Aufenthalts- sowie Verwaltungsgebäude und die vier Gasbehälter, fälschlich Gasometer genannt, gehörten zur Anlage. Steinkohle für die Gaserzeugung wurde per Bahn geliefert. Die englische Industriearchitektur mit Backsteinziegeln diente als Vorbild für die Gebäudegestaltung.
Gas für Wiens Straßenleuchten
Das hier erzeugte Gas wurde vorerst für die Straßenbeleuchtung Wiens (Gaslaternen) verwendet. Ab 1910 hielt das „Stadtgas“ auch Einzug in die Haushalte und wurde zum Kochen und Heizen verwendet.
Rund 2.000 „Gaserer“ arbeiteten im Werk. Die gesundheitsschädlichen Arbeitsbedingungen verbesserte man allmählich. Das erzeugte Gas wurde bis zur Lieferung an die Verbraucher in den 34 Meter hohen „Glocken“ im Inneren der Gasometer gespeichert. Diese tauchten in Wasserbassins ein und hoben und senkten sich je nach der in ihnen zu speichernden Gasmenge. Einige Jahrzehnte existierte ein fünfter Gasbehälter ohne Backsteinhülle.
Neues Leben in alten Mauern
In den 1970er Jahren erfolgte die Umstellung auf Erdgas. Die Gasproduktion in Simmering wurde eingestellt und die Gebäude größtenteils abgebrochen. Die Gasometer dienten aber noch einige Jahre als Speicher, bevor sie diese Funktion verloren.
Umgebaut und revitalisiert beherbergen die unter Denkmalschutz stehenden Bauten nun seit mehr als zehn Jahren Wohnungen, Geschäfte, eine Musikhalle und das Wiener Stadtarchiv.
Der Text stammt von Petra Leban, Leiterin des Bezirksmuseums Simmering am...